Methode

Was ist Autoethnographie?

Social life is messy, uncertain, and emotional. If our desire is to research social life, then we must embrace a research method that, to the best of its/our ability, acknowledges and accommodates mess and chaos, uncertainty and emotion.

Adams, Tony E., Stacy H. Jones und Caroline Ellis. AutoethnographyUnderstanding Qualitative Research. Oxford: Oxford University Press, 2015. 

Die Autoethnographie als qualitative Forschungsmethode strebt danach, die Komplexität des Sozialen in seiner Gänze zu erfassen und sich dabei auch von schwer zu Greifendem, von Unsicherheiten oder Verwirrungen im Prozess nicht abhalten zulassen. Eine Chance, die das gemeinsame Handeln in AEDiL nutzt, gestaltet und kontinuierlich weiterdenkt. Ganz im Sinne der Anpassungsfähigkeit und Offenheit der Methode.

Unser Vorgehen

Autoethnographische Forschung basiert auf vier zentralen Schritten:

1.) Zunächst wird die Zielstellung der Forschung fixiert. Hierbei geht es vor allem um das Forschungsfeld, das Erkenntnisinteresse, den konkreten Erlebniskontext und den Fokus der zu beschreibenden Erfahrungen.

2.) Im zweiten Schritt werden Daten erhoben und dokumentiert. Dies kann retrospektiv oder prozessual, also während der zu untersuchenden Ereignisse stattfinden. Es können Text- und Bildmaterialien hinzugezogen und das Verhalten, die Bewertungen und Gefühle der beobachtenden Forscherinnen und Forscher und anderer Akteure dokumentiert werden.

3.) In einem dritten Schritt werden die Befunde zu sogenannten autoethnographischen Stories verdichtet. Diese Stories zielen nicht darauf ab, Ergebnisse zu präsentieren, sie laden stattdessen ein zum Miterleben, Nachempfinden und Übersetzen auf eigene Bezugssysteme. Mit dem Buch Corona-Semester reflektiert liegt eine Dokumentation dieser Stories vor.

4.) In einem vierten, weiterführenden Schritt werden die Stories nun selbst zum Gegenstand von Forschung und weiterführender Analyse. Das, was in den vorherigen Schritten zusammengetragen, geordnet und als kommunizierbare Essenz aufbereitet wurde, gilt es nun, in weiterführendes Denken und Handeln zu überführen.

Kollaborative Autoethnographie

Eine zusätzliche Ebene der Reflexion entsteht durch gemeinsame, also kollaborative Durchführung der Autoethnographie. Hierbei wird der Forschungsprozess durch gegenseitige Unterstützung intensiviert. Im Projekt AEDiL wurde der Fokus in der Forscher:innengruppe diskutiert und festgelegt und die Beobachtungen direkt nach der Dokumentation auf der Plattform mahara geteilt und gegenseitig kommentiert. Die Entwicklung der Autoethnographischen Stories wurde durch Schreibgruppen begleitet und in gegenseitigen Feedback-Runden abgeschlossen, sodass hier nochmals unterschiedliche Perspektiven in die Texterstellung eingeflossen sind. Die weitergehende Analyse findet nun in neuen, themenzentrierten Arbeitsgruppen statt. Gleichzeitig wurden auch für eine zweite Dokumentationsrunde im Sommersemester 2021 neue Schwerpunkte in neuen Gruppen festgelegt. Auch bisher unbeteiligte Forscherinnen und Forscher sind dazu eingeladen, das vorliegende Material in ihre Analysen des digitalen Semesters einzubeziehen.

Hintergrund

Im Feld qualitativer Methoden ist die Autoethnographie ein vergleichsweise junger Forschungsansatz. Ihren Ursprung hat sie in der kritischen Reflexion ethnographischer Forschungsprozesse und der hier im Laufe der 1970er und 80er Jahre zunehmend thematisierten Verwobenheit wissenschaftlicher Handlungen mit biographischen Komponenten der Forschenden. Die Methode systematisiert und reflektiert die auf das eigene Tun bezogene qualitative Forschung.